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El Nino: Alles wird stürmisch. Das Klima und die Politik

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El Nino: Alles wird stürmisch. Das Klima und die Politik

Heute befleißigt sich „Donner und Doria“ mal einer Übung, die diesen Blog normalerweise nicht auszeichnet: Alarm geben, und das auch noch im Hinblick auf das Klima. Es könnte nämlich Unruhe geben in der Atmosphäre in diesem Jahr. Und auch noch zu Beginn des nächsten. Hitzewellen und Stürme, katastrophale Dürren, sintflutartige Regenfälle. Wir müssen uns warm anziehen – oder eben gerade nicht. So oder so: Seien wir auf das Äußerste gefasst. Aber bleiben wir auch auf dem Teppich.

Ein „El Nino“ baut sich auf im Pazifik, offenbar der stärkste seit 17 Jahren, seit 1998, jenem Jahr also, in dem dieses Klimaphänomen besonders stark ausfiel und in dem infolgedessen auch global die höchsten Temperaturen gemessen wurden. Über ein Jahrzehnt wurden sie nicht übertroffen – und wären wohl bis zum heutigen Tag nicht übertroffen worden, wenn nicht einige maßgebliche Klimaforscher das Ranking und die allfälligen Nachbearbeitungen der gemessenen Temperaturen im Nachhinein geändert hätten, so dass dieses Ausnahmejahr mit dem El Nino downgegradet wurde – und nur deshalb einige Jahre danach wieder oben herausragten.

Die Turbulenzen, die uns nun ins globale Haus stehen, könnten nicht pünktlicher kommen für große Konferenz in Paris Ende des Jahres, in der ein neues verbindliches Klimaabkommen verabschiedet werden soll. Die absehbar aufbrausenden Naturgewalten werden denjenigen Rückenwind geben, die den Ausstoß von Kohlendioxid in den Industrieländern und vor allem in Deutschland lieber gestern als heute stoppen wollen. Einigkeit dürfte darüber kaum erzielt

werden, die Konferenz und ihre mediale Begleitung könnte allerdings einen dramatischeren, ja hysterischen Beigeschmack bekommen. Die Diskussion über den globalen Umverteilungstopf – für viele Länder die größte Motivation, zur Konferenz zu erschienen – wird zur großen Abrechnung dienen. Dabei sind El-Nino-Ereignisse nicht durch die Minderung des CO2-Ausstoßes abzuwenden, auch nicht im Jahr 2015. Sie sind Natur pur.

Es spricht manches schon jetzt dafür, dass der heftige El Nino das Jahr 2015 seit Längerem mal wieder zu einem neuen wärmsten Jahr machen wird. Dies schon allein deshalb, weil die erhebliche zusätzliche Wärme, die ein El Nino stets aus dem Pazifikwasser holt, heute auf einen Jahrzehnte langen Zeitraum mit vergleichsweise hohen Globaltemperaturen „draufsattelt“, anders als vor 1998. Auch wenn es innerhalb dieses Zeitraums trotz ungebremst anhaltenden CO2-Ausstoßes nicht wärmer geworden ist. Ein starker El Nino im Jahr 2015 findet andere Voraussetzungen als im Jahr 1998, auch wenn seit jenem Jahr die Dynamik nach oben selbst ausblieb.

Auf was müssen wir uns gefasst machen? Die Temperaturverläufe an der Wasseroberfläche des Pazifiks werden auf dieser Seite von Bob Tisdale grafisch ganz gut dargestellt. „Figure 3“ zeigt den Gesamtüberblick, man sieht, wie gering die El-Nino-Effekte nach 1998 waren und wohin es jetzt läuft. Bei einem El Nino wird der arktische, kühle Humboldtstrom vor der peruanischen Küste von warmen Wassermassen verdrängt, die jenseits der üblichen Strömungsmuster aus dem Westen, von Asien über den Pazifik herankommen. Der Höhepunkt dieser Anomalie liegt stets um die Weihnachtszeit (El Nino ist das spanische Wort für Christkind), steht also noch aus. Das „ENSO“-System (El Nino Southern Oscillation), die Dynamik der Druckverhältnissen und der Winde, kurz, das ostpazifische Wetter, wird durcheinander gewirbelt. Mit Folgen.

Ein El Nino beeinflusst das Wetter fast rund um die Welt. Die üblichen Auswirkungen: Der Amazonas-Wald leidet unter Trockenheit, an der amerikanischen Pazifik-Küste wird es dagegen verstärkt regnen (was man in Kalifornien begrüßen dürfte). Die mexikanische Küste könnte stärker als sonst von tropischen Wirbelstürmen heimgesucht werden. Fatal waren oft die Folgen für Indien, wo der für die Landwirtschaft so wichtige Monsunregen heftig ausgebremst oder gestoppt werden könnte.

Es wird aufgeregt zugehen in diesem Jahr. In der Ebene der Wolken wie auf dem Parkett der Politik. Nicht vergessen: Nach einem El Nino folgte oft eine „La Nina“, die kleine Schwester des Christkindes. Und da läuft es dann wieder anders herum.

Donner und Doria


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